Mittwoch, 10. April 2013

Mein Umgang mit Veränderungen




Mit Veränderungen liege ich arg im Zwiespalt, ganz schlimm, wenn sie nicht geplant sind und ganz plötzlich aus dem Nichts auftauchen.
Schon ein Klingeln an der Haustür löst in mir leichtes Herzrasen aus, wenn ich keinen planmäßigen Besuch erwarte. Kurz nachdem wir in unser Haus gezogen sind und ich eh schon so mit diesen vielen neuen Veränderungen zu kämpfen hatten, konnte ich mich weder von heut auf morgen an diesen Klingelton gewöhnen, der sehr schrillend war und sofort ins Ohr ging, noch hatte ich Probleme damit, das ich nicht vor dem Öffnen der Haustür sehen konnte, was oder wer mich dort erwartete. Es ist ein kurzer schmaler Vorflur zur Hauseingangstür und das Fenster mit Sicht auf die Haustür befand sich erst im Hauptflur. Da wir hier eine noch sehr alte und inzwischen auch undichte Haustür ohne Sichtfenster hatten, war dies einer meiner ersten positiven Veränderungen am Haus. Bei der Auswahl habe ich es mir nicht unbedingt leicht gemacht. Es musste eine Tür sein, die mir einen Ausblick ermöglichte, aber wollte ich auf keinen Fall, das der Besuch einen Einblick hatte. Wahrscheinlich würde ich mich sonst wieder total beobachtet fühlen. Schlussendlich entschied ich mich für eine Tür mit mehreren kleinen Sprossenfenstern im oberen Bereich der Tür. Die Sprossenfenster mussten Milchglas haben, so dass ich wenigstens die Konturen der Personen, die mich beim Öffnen der Tür erwarteten, schon einmal etwas einordnen konnte. Diese Tür bietet mir nun in meinem Zuhause schon eine gewisse Art von Sicherheit.

Veränderungen spielen in meinem Leben eine große Rolle. Ich komme zwar inzwischen wesentlich besser mit Veränderungen klar als früher, aber sie lösen in mir immer noch eine leichte Panik aus. Ich benötige eine gewisse Routine in meinem Leben und schon allein, wenn diese Routine etwas aus der Bahn rutscht, verliere ich leicht die Kontrolle über meinen Tagesablauf. Ich finde zwar meistens den Faden wieder und kann dann dort weiter machen, wo ich aufgehört habe, aber mir fehlt dann immer die Sicherheit, ob der weitere Ablauf ohne Probleme/Störungen/Unvorhersehbares weiterlaufen kann. Morgens nach dem Aufstehen brauche ich erst einmal eine Zeit nur für mich zum Ordnen meiner Gedanken, in dieser Zeit bin ich einfach nicht ansprechbar. Ich brauche einfach meine Ruhe, um ungestört einen Kaffee zu trinken und die Tageszeitung zu lesen. Wenn ich in dieser Zeit gestört werde, z. B. weil mein jüngster Sohn meint, er müsse aufstehen, bevor ich ihn wecke oder unser ältester Sohn noch nicht durch ist in der Küche mit Frühstück, fange ich schon an, nervös im Flur auf und ab zu laufen, bis ich meinen Kaffee habe und damit vor der Zeitung sitze. Mein ältester Sohn steht in der Woche immer gut 30 min. vor mir auf und ist dann schon fertig in der Küche, wenn ich aufstehe. Aber es kommt auch vor, das sich unsere Zeiten überschneiden, wenn er der Meinung ist, nicht sofort nach dem Klingeln seines Weckers aufstehen zu müssen, so sitzt er noch am Tisch, wenn ich reinkomme und ich fühle mich sofort in meiner Ruhe gestört. Bei meinem jüngsten Sohn ist es ähnlich, er steht in der Woche erst auf, wenn ich ihn wecke, aber es kommt auch mal vor, dann kann er nicht mehr im Bett liegen und kommt halt schon runter. Da er morgens aber auch seine Ruhe braucht und keine Hektik, geht er dann ins Wohnzimmer und ich kann meine Zeit in der Küche allein verbringen, nachdem ich ihn schnell mit dem gröbsten „abgefertigt“ habe. Wenn ich meine morgendliche Auszeit hatte, kümmere ich mich um unseren Kleinen, damit er pünktlich zur Schule kommt. Aber dies geht nur vernünftig, wenn ich meine Ruhe einhalten konnte.  Da dieser noch sehr viel Hilfestellung beim Waschen, anziehen, etc. benötigt, müssen wir morgens immer versuchen, unsere vorgegebenen Zeiten einzuhalten, ansonsten können wir beide auch sehr gut aneinander geraten. So ist das wohl, wenn zwei Menschen mit eigenen Routinen und Ritualen aufeinander prasseln.
Veränderungen lösen aber nicht immer die gleichen Reaktionen bei mir aus. Es kommt immer auf meine Tagesform an und vor allem auf die Art und Weise der Veränderung. Gehe ich einkaufen und in dem Einkaufsladen wurde gerade wieder mal umgeräumt und ich kann nicht der Reihe nach meinen Einkaufszettel abhaken, so kommt es schon mal vor, das ich auf der Suche nach einem bestimmten Artikel von meiner Liste den Rest einfach vergesse und nur mit einem halben Einkauf wieder nach Hause komme. Schon allein ein neues Etikett auf einem Artikel löst eine Art von Unsicherheit in mir aus und ich bin nicht sicher, ob es noch der gleiche Inhalt bzw. der gleiche Artikel ist, den ich eigentlich einkaufen wollte. So ist es mir letztens erst wieder ergangen, als ich Apfelsaft im Tetra-Pack einkaufen wollte. Zwar stand der Apfelsaft genau dort, wo er immer steht, aber sah er farblich komplett anders aus. Ich schaute mir das Tetra-Pack komplett an, konnte mich aber nicht dazu hinreißen lassen, diesen Apfelsaft nun auch zu kaufen. So schickte ich anschließend meinen Mann noch einmal los, damit er eine Palette Apfelsaft einkauft. Nun haben wir den „neuen“ alten Apfelsaft zuhause und ich kann mich langsam an das neue Aussehen gewöhnen. Obwohl ich gar keinen Apfelsaft trinke und der Inhalt bzw. der Geschmack mir von daher total egal sein könnte, so hat mich dies alles total verunsichert. Es sind halt schon die kleinen Veränderungen im Leben, die mich unsicher machen.


Meistens spielt mein Körper bei Veränderungen verrückt. Mal sind es Schweißausbrüche, die ganz plötzlich auftauchen, mal arge Magenkrämpfe. Auch war ich früher sehr schnell reizbar, hätte in die Luft gehen können – was auch manchmal passiert ist – nur allein schon, wenn mein Mann mir früh morgens, wenn er von der Nachtschicht heimkam und ich noch nicht wirklich mit meinen bis dahin geplanten Abläufen fertig war, eine „Kante ans Bein labern“ wollte. Dann bekam ich oftmals zu hören „Ich sei ein Morgenmuffel“ oder „Immer diese schlechte Laune“. Zum Glück ist das nun nicht mehr der Fall. Zum einen habe ich meine morgendliche „Muffelei“ gut unter Kontrolle, seitdem ich weiß, dass es an meinen gestörten routinerten Abläufen liegt, weshalb ich so gereizt bin und zum anderen, das mein Mann verstanden hat, das ich unserem Sohn sehr ähnlich bin und er auch viel dazu gelernt hat, uns einfach so zu nehmen wie wir sind. Heute nehme ich mir einfach eine Auszeit zum Nachdenken, wenn ich weiß, dass wieder eine Veränderung ansteht. Ich versuche die mir bekannten Veränderungen schon weit im Voraus zu planen und durchchecken, d.h. es gibt manchmal Plan A, Plan B, Plan C. Natürlich klappt dies nicht immer, aber es ist inzwischen meine Art, Veränderungen im Vorfeld zu verarbeiten. 

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