Es gibt
viele Hürden in meinem Leben, die scheinbar für die meisten Menschen etwas Selbstverständliches
ist. Eines von diesen für mich schwer zu überwindenden Hürden ist das Telefonieren.
Zumindest, wenn ich meinen Gesprächspartner nicht kenne und ich auch noch
anrufen muss. Werde ich angerufen, so habe ich damit weniger Probleme. Zum
einen, weil der Teilnehmer am anderen Ende das Gespräch beginnen muss und ich
mich noch schnell etwas ordnen kann, bevor ich antworte. Zum anderen will der
Anrufer etwas von mir und nicht umgekehrt. Muss ich irgendwo anrufen und ich
kenne meinen Gesprächspartner nicht, so mache ich mir tausende von Gedanken im
Vorfeld. Angefangen mit den Gedanken, das ich mich erst einmal erklären muss,
d.h. nicht nur meinen Namen nennen, was ja nicht wirklich schwierig ist, aber
der Gesprächspartner am anderen Ende mit meinem Namen allein ja nichts anfangen
kann und weitere Erklärungen meinerseits folgen müssen. Das allein reicht aus,
um eine innere Unruhe in mir aufkommen zu lassen. Erst heute hatte ich wieder
eines dieser für mich im Vorfeld schwierigen Gespräche. Aber es war wichtig und
ich habe mich schon seit Tagen damit verrückt gemacht. Eigentlich ist es
überhaupt nicht schlimm, was ich nach jedem Gespräch immer wieder feststellen
muss, aber ich schaffe es nicht, mit einer ungezwungenen Leichtigkeit ein
Telefonat zu führen. Mit Freunden ja, das fällt mir nicht schwer, aber da muss
ich mich ja auch nicht erklären, warum ich anrufe bzw. wer ich bin und was mein
derzeitiges Anliegen bezüglich dieses Telefonates ist. Meistens mache ich es
schon so, das ich im Vorfeld eine Email schicke, um so einem Telefongespräch
aus dem Wege zu gehen bzw. der Emailempfänger dann zurückruft, da es für ihn
einfacher und unkomplizierter ist, als eine Email zurückzuschicken. So kann ich
viele Gespräche, in denen ich der Anrufer bin, aus dem Wege gehen und es hat
mir auch schon gut weitergeholfen. Es geht halt nicht immer, aber es
Erleichtert mir die Kommunikation schon ungemein. Ganz schlimm ist es, wenn ich mich endlich durchgerungen habe, dieses Gespräch nun zu führen, nach all meiner dafür notwendigen Vorbereitungszeit und es dann passiert, das der Teilnehmer am anderen Ende nicht abnimmt bzw. ein Besetztzeichen zu hören ist. Danach kann ich nicht sofort wieder anrufen, sondern benötige wieder eine gewisse Anlauf- und Vorbereitungszeit. Das www. ist für Autisten bzw.
Verdachtsautisten wirklich ein enormer Fortschritt in Richtung Kommunikation.
Dies stelle ich immer wieder aufs Neue fest, wenn ich wieder einmal ein für
mich schwieriges Telefonat führen muss. Es
hätte mir in meiner Kindheit, Jugend und im jungen Erwachsenenalter vieles
erleichtert und erspart.
Ich kann
wirklich lange telefonieren, solange mich das Gesprächsthema interessiert, muss
mich manchmal schon selber bremsen, damit ich nicht zu weit aushole und es in
einem Endlos-Telefonat führt, wenn nicht immer dieser Anfang eines Telefonates
wäre. Eigentlich ist es auch viel unkompliziertes, als eine Email zu schreiben,
da man nicht alles erst lange aufschreiben muss, man erhält sofort eine Antwort
und muss nicht ständig sein Postfach aufrufen, um zu schauen, ob eine Nachricht
eingegangen ist. Nach jedem Telefonat nehme ich mir vor, es beim nächsten Mal
ohne große Vorbereitung im Vorfeld zu erledigen, da ich immer wieder aufs neue
bestätigt werde nach einem Gespräch, das es überhaupt nicht schlimm ist und am
anderen Ende der Leitung auch nur ein Mensch ist. Warum also dieser unnötige
Stress, den ich mir antue, warum also diese unnötigen Gedanken, die sich in
meinem Kopf im Vorfeld breit machen? Wahrscheinlich ist es einfach, weil man
keine Fehler machen möchte, ich zumindest nicht. Zwar kann ich mit Kritik gut
umgehen, so lange sie gerechtfertigt ist, aber Fehler, die durch eine dumme
Flüchtigkeit hervorgerufen werden, nein, dem möchte ich einfach Vorbeugen. Also
muss auch ein Telefonat, das ich führen muss, gut durchdacht sein, damit
während des Gespräches keine unnötigen langen Lücken auftauchen. Denn während
eines für mich wichtigen Telefonates darf ich auf keinen Fall den Faden
verlieren und um dies zu umgehen, liegt während eines Telefonates immer ein
Block mit drei Stiften neben mir. Drei Stifte aus dem Grund, falls einer beim
schreiben einer wichtigen Notiz seinen Geist aufgibt und ich einen Ersatzstift
habe. Der dritte Stift ist wiederum der Ersatzstift des zweiten Stiftes, falls
dieser ebenfalls seine Dienste aufgibt, während ich mir meine Notizen mache.
Früher habe ich über diese Macke von mir immer selbst lachen müssen, heute weiß
ich, das es keine Macke ist, sondern einfach eine Besonderheit, die mir hilft,
besser mit der gerade für mich schwierigen Situation klar zu kommen. Und von
diesen für mich schwierigen Situationen gibt es halt noch so einige, die mein
Leben lange erschwert haben, es teilweise auch immer noch tun, ich aber mit der
Zeit gelernt habe, wie ich am besten mit solchen Hürden/Situationen umgehen
muss, damit sie für mich durchführbar sind.
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