Mittwoch, 26. Juni 2013

Mein Freund, der Spiegel...

Eigentlich müsste ich in den nächsten Tagen mal wieder zum Friseur. Aber ich schiebe es irgendwie immer wieder hinaus. Es gibt gewissen Dinge beim Friseurbesuch, die in mir absolutes Unbehagen hervorrufen. Zum einen dieser Smalltalk.
Wenn es nach mir geht, ist das Gespräch in dem Moment beendet, wenn ich der Friseuse gesagt habe, was sie mir für eine Frisur verpassen soll. Aber nein, die Friseusen müssen ja immer bei ihrer Arbeit reden. Wahrscheinlich aus reiner Höflichkeit dem Kunden gegenüber. Ich wiederum finde es unhöflich, wenn ich ihr mitteilen würde, dass ich an einem Gespräch nicht interessiert bin. Also antworte ich nur, wenn ich etwas gefragt werde. Meistens hören diese Gespräche dann nach kurzer Zeit auf und sie widmet sich ganz meinem Haarschnitt. Dann kommt schon wieder mein schlechtes Gewissen zum Vorschein und die Friseuse tut mir etwas leid, da ihre Kolleginnen sich angeregt mit ihrer Kundschaft unterhalten und meine „Auserwählte“ eine sehr wortkarge Arbeit ausführen muss. Also beginne ich wieder zu überlegen, was ich so an alltägliches unnützes Zeug von mir geben könnte. So vergeht meist die ganze Zeit, ohne das mir auch nur ein Wort von den Lippen kommt. Um mein schlechtes Gewissen dann etwas zu erleichtert, gibt es immer etwas Trinkgeld dazu. So hoffe ich immer, das ich einen nicht ganz schlechten Eindruck hinterlasse und beim nächsten Mal auch wieder freundlich bedient werde.
Dann ist noch dieser Blickkontakt, dem man ausgesetzt ist, wenn man vor einem dieser Spiegel sitzt. In diesem Moment bin ich fast gezwungen, mir in die Augen zu schauen. Am liebsten würde ich meine Augen während dieser ganzen Prozedur schließen, aber dann mache ich mir wieder Gedanken, was wohl die Friseuse gerade denkt, wenn ich jetzt einfach meine Augen schließe. Damit ich so schnell als möglich immer wieder aus dem Friseursalon rauskomme, lasse ich mir die Haare nur schneiden. Aber gelegentlich lasse ich sie mir auch tönen, und dann ist es eine endlose Qual für mich. Ich finde den Besuch beim Friseur noch schlimmer, als die Arztbesuche, wenn man unendlich lange im Wartezimmer sitzen muss. Beim Friseursalon sind es aber wohl hauptsächlich diese Zigtausende von Spiegeln, die man dort ausgesetzt ist. Immer und überall, egal wie man geht und steht, sieht man irgendwelche Gesichter und macht sich wieder unnötige Gedanken.

Zuhause habe ich Spiegel nur dort, wo sie unbedingt nötig sind. Also in den Bädern und im Schlafzimmer am Schrank. Diesen großen Spiegel am Schrank benötige ich, da ich bei der Anprobe immer sehr unsicher bin, ob ich dieses oder jenes auch ruhig tragen kann und so muss der Spiegel mir immer die  Antwort darauf geben. Ansonsten findet dieser Spiegel bei mir kaum Beachtung, er dient mir einfach nur zur Sicherheit, damit ich mich von Kopf bis Fuß komplett eingekleidet sehen kann. Sonst würde ich total unsicher das Haus verlassen, einfach aus Angst, dass ein Kleidungsstück nicht richtig sitzt oder die zusammengestellte Kombination nicht wirklich zusammenpasst. Es kommt auch vor, dass ich zwei bis dreimal hintereinander kontrolliere, ob auch wirklich noch alles richtig sitzt bzw. ich auch wirklich so gekleidet bin, das ich mich damit auch zeigen kann. Das hat keineswegs etwas mit Eitelkeit zu tun, denn das bin ich ganz und gar nicht. Es ist einfach diese Unsicherheit. Aufgrund meiner ganzen Eigenschaften fehlt es mir einfach an gewissen Stellen an Selbstbewusstsein und dann möchte ich wenigstens in einigen Punkten rein äußerlich wenigstens nicht auch noch für unnötigen Gesprächsstoff sorgen.
Auch beim Autofahren empfinde ich den Rückspiegel als äußerst unangenehm, wenn ich hinten im Auto sitze. Ich habe dann ständig das Gefühl, das ich vom Fahrer beobachtet werde. Natürlich konzentriert dieser sich dabei auf den Straßenverkehr und dazu gehört natürlich auch der Blick in den Rückspiegel, aber wenn ich genau in diesem Moment in diese Richtung schaue und den Blick des Fahrers bemerke, fühle ich mich auf irgendeine Art und Weise ertappt, obwohl ich ja gar nichts gemacht habe. Am schlimmsten ist dies natürlich, wenn es sich dabei um einen Fahrer handelt, den man nicht wirklich gut kennt, z.B. Taxifahrer oder ein Partner eines guten Freundes, mit dem man nicht so häufig zusammentrifft. Bei meinem Mann bzw. guten Freunden stört mich dies weniger, wahrscheinlich, weil ich dann auch den Blick nicht so häufig in Richtung dieses Spiegels habe.
Wahrscheinlich ist der Spiegel auch einer der Gründe, warum ich mich nur relativ selten schminke. Ich kann es einfach nicht so lange ertragen, dem Blick des Spiegels standzuhalten und beim Schminken brauch man nun mal eine gewisse Zeit. Aber hin und wieder muss ich mich dann auch dazu überwinden. Aber ich würde mich nie freiwillig dieser täglichen Prozedur aussetzen. Von daher nur, wenn es wirklich sein muss.
Ich werde mich wohl nie mit einem Spiegel anfreunden können, aber zum Glück muss ich das auch nicht…




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