Sonntag, 12. April 2015

LunA – Meine Eindrücke



Mit 30 minütiger Verspätung habe ich mich am Samstag morgen um 06.30 Uhr in Begleitung meiner Nichte und meines Sohnes auf den Weg nach Leipzig gemacht, um am 2. Leipziger Autismustag „LunA – Leipzig und Autismus“ teilzunehmen.

Ich hatte zwar an diesem Tage einen Verkaufsstand mit meinem Schmuck vor Ort, schildere aber hier nur meine Wahrnehmungen, Gedanken und Eindrücke. 

Die Fahrt war relativ entspannend, da meine Nichte mit dem Auto gefahren ist und ich somit nur als Beifahrer fungierte. Weite Strecken, wie in diesem Fall mit etwas über 200 km Entfernung kann ich selbst nicht bewältigen und so war ich froh, eine Fahrt antreten zu können, die mir ohne Begleitung nicht möglich gewesen wäre.

Gegen 08.45 Uhr sind wir am Ziel, dem Mediencampus  der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig angekommen.



Größere Menschenmengen bewirken bei mir immer noch Angst und Unsicherheit und so war ich gleich zu Beginn erleichtert, dass alles noch sehr übersichtlich war und ich mir erst einmal einen großen Überblick der Umgebung und der Räumlichkeiten machen konnte.
Noch während ich mit Begleitung und Gepäck an der Anmeldung stand, wurde ich von meiner Freundin und Organisatorin von LunA erblickt und sofort ganz freudig begrüsst. Damit war für mich schon der 2. Punkt meiner Unsicherheit weggefallen. Denn wie immer bei solchen Veranstaltungen schaffe ich es nur selten bis gar nicht, auf die Leute zuzugehen und anzusprechen, obwohl ich diese flüchtig oder sogar gut kenne. Bei meiner Freundin wäre mir dies sicher nicht schwer gefallen, aber hier waren meine Ängste, dass ich sie aufgrund der Vielzahl an Menschen nicht sofort erkenne. Aber alles gut gelaufen J

Das es aber auch den anderen Fall geben kann, nämlich einen Menschen zu erblicken, den man bereits durch persönliche Gespräche, Vorträge und dem sozialen Netzwerk gut kennt und dennoch nicht schafft, ihn anzusprechen, ist ein Hindernis für mich, welches mich immer und immer wieder ärgert und mich auch im Nachhinein noch eine lange Zeit beschäftigt. Gerade weil man sich wünscht, eine Unterhaltung mit dieser Person zu führen, es aber nicht schafft, sich zu überwinden und diesen kleinen Schritt geht. Ein Schritt, den ich für mich nicht gehen kann. Nun schwirren mir wieder tausend Bilder einer eventuell möglichen Begegnung und Unterhaltung im Kopf herum und ich werde sie derzeit nicht los. Dieser Punkt war sehr enttäuschend für mich und passiert mir leider immer wieder. L


Von daher bin ich immer wieder froh, wenn Menschen in mein Leben treten, die ich aus dem sozialen Netzwerk schon richtig gut kenne und welche dann an solchen für mich sehr anstrengenden Tagen auf mich zukommen und ansprechen. In diesem Moment ist dann meine innere Blockade gebrochen und es kann eine nette Kommunikation starten. Danke an dieser Stelle an meine virtuellen Freunde, die ich nun persönlich kennen lernen durfte. Danke, dass ihr diesen Schritt in meine Richtung gemacht habt. Ein Schritt, der für viele keine Bedeutung hat und für mich eine immer wieder neue Erkenntnis bringt. Eine Erkenntnis, dass eine virtuelle Freundschaft auch im realen Leben einen guten Bestand haben kann.

„LunA“ war perfekt organisiert, es gab sehr interessante Vorträge mit anschließender Podiums-Diskussion, die ich leider nicht mit verfolgen konnte aufgrund meines Verkaufsstandes.
Von daher kann ich über die Vorträge keinen Bericht abliefern, aber dafür wird es andere Blogs geben, die dort ihre Eindrücke schildern werden, worauf auch ich schon sehr gespannt bin. Ich konnte/durfte dennoch einen Vortrag hören und allein dieser Vortrag "Echt autistisch! Mädchen und Frauen durchbrechen Klischees“ hat alle Erwartungen meinerseits übertroffen.
Es war nicht nur informativ, sondern man erkannte sich oftmals selbst wieder und wurde sofort in die eigene Kindheit mit all den Erinnerungen, die man hat, zurückversetzt. Dinge, die ich selbst so erlebt habe, aber trotz meiner Diagnose so noch gar nicht reflektiert hatte, wurden geweckt und ich wurde wieder mal zum nachdenken animiert. Danke Tina, für diesen eindrucksvollen Vortrag, der mit vielen Bildern noch intensivere Spuren bei mir hinterlassen hat.

Auch die Informationsstände waren gut gemischt und mit vielerlei Informationsbroschüren, Büchern, persönlichen Gesprächen und Beispielen zur besseren Veranschaulichung vertreten.

So anstrengend dieser Tag auch für mich persönlich war und ich erst wieder sehr langsam in meinen Alltag zurückkehren werde, genau so überwältigend waren alle Eindrücke und Wahrnehmungen, die auf mich „eingestürzt“ sind.

Ein Tag, für den es sich wirklich gelohnt hat, all diese Strapazen auf sich zu nehmen. Obwohl ich auch einen kleinen Kritikpunkt nicht außer Acht lassen möchte. Auch hierbei handelt es sich allein um meine Meinung und Wahrnehmung, aber Kritik sollte bei gut geplanten Veranstaltungen nicht abwertend angesehen werden, sondern einfach nur als gut gemeinten Hinweis. Für mich sind Fachtagungen und/oder Informationsveranstaltungen zum Thema Autismus in erster Linie für die breite Öffentlichkeit gedacht, damit jeder die Gelegenheit erhalten kann, daran teilzunehmen und ein gemeinsamer Austausch stattfindet, Informationen gesammelt werden können und somit zur Sensibilisierung und Aufklärung zu dieser Thematik beitragen. Dies ist bei einer m.E. extrem hohen Tagungsgebühr nicht jedem möglich und somit nur denen zugänglich, die das nötige Kleingeld haben oder aber nur einzelnen Personen und nicht für ganze Familien. Aufgrund eigener Erfahrung mit solch einer Veranstaltung denke ich, wenn die Eintrittsgelder weitaus geringer ausfallen würden (oder sogar komplett wegfallen), man somit eine weit aus größere Teilnehmerzahl erreichen und somit wesentlich mehr zum Thema beitragen. 

Nichts desto Trotz ist LunA immer eine Reise wert.


Vielen Dank an die Organisatoren und die vielen Helfer im Hintergrund. Einfach tolle Arbeit.

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