Mit 30
minütiger Verspätung habe ich mich am Samstag morgen um 06.30 Uhr in Begleitung
meiner Nichte und meines Sohnes auf den Weg nach Leipzig gemacht, um am 2.
Leipziger Autismustag „LunA – Leipzig und Autismus“ teilzunehmen.
Ich hatte
zwar an diesem Tage einen Verkaufsstand mit meinem Schmuck vor Ort, schildere
aber hier nur meine Wahrnehmungen, Gedanken und Eindrücke.
Die Fahrt
war relativ entspannend, da meine Nichte mit dem Auto gefahren ist und ich
somit nur als Beifahrer fungierte. Weite Strecken, wie in diesem Fall mit etwas
über 200 km Entfernung kann ich selbst nicht bewältigen und so war ich froh,
eine Fahrt antreten zu können, die mir ohne Begleitung nicht möglich gewesen
wäre.
Gegen 08.45
Uhr sind wir am Ziel, dem Mediencampus der
Medienstiftung der Sparkasse Leipzig angekommen.
Größere
Menschenmengen bewirken bei mir immer noch Angst und Unsicherheit und so war
ich gleich zu Beginn erleichtert, dass alles noch sehr übersichtlich war und
ich mir erst einmal einen großen Überblick der Umgebung und der Räumlichkeiten
machen konnte.
Noch
während ich mit Begleitung und Gepäck an der Anmeldung stand, wurde ich von
meiner Freundin und Organisatorin von LunA erblickt und sofort ganz freudig
begrüsst. Damit war für mich schon der 2. Punkt meiner Unsicherheit
weggefallen. Denn wie immer bei solchen Veranstaltungen schaffe ich es nur
selten bis gar nicht, auf die Leute zuzugehen und anzusprechen, obwohl ich
diese flüchtig oder sogar gut kenne. Bei meiner Freundin wäre mir dies sicher
nicht schwer gefallen, aber hier waren meine Ängste, dass ich sie aufgrund der
Vielzahl an Menschen nicht sofort erkenne. Aber alles gut gelaufen J
Das es aber
auch den anderen Fall geben kann, nämlich einen Menschen zu erblicken, den man
bereits durch persönliche Gespräche, Vorträge und dem sozialen Netzwerk gut
kennt und dennoch nicht schafft, ihn anzusprechen, ist ein Hindernis für mich,
welches mich immer und immer wieder ärgert und mich auch im Nachhinein noch
eine lange Zeit beschäftigt. Gerade weil man sich wünscht, eine Unterhaltung
mit dieser Person zu führen, es aber nicht schafft, sich zu überwinden und
diesen kleinen Schritt geht. Ein Schritt, den ich für mich nicht gehen kann.
Nun schwirren mir wieder tausend Bilder einer eventuell möglichen Begegnung und
Unterhaltung im Kopf herum und ich werde sie derzeit nicht los. Dieser Punkt
war sehr enttäuschend für mich und passiert mir leider immer wieder. L
Von daher
bin ich immer wieder froh, wenn Menschen in mein Leben treten, die ich aus dem
sozialen Netzwerk schon richtig gut kenne und welche dann an solchen für mich
sehr anstrengenden Tagen auf mich zukommen und ansprechen. In diesem Moment ist
dann meine innere Blockade gebrochen und es kann eine nette Kommunikation
starten. Danke an dieser Stelle an meine virtuellen Freunde, die ich nun persönlich
kennen lernen durfte. Danke, dass ihr diesen Schritt in meine Richtung gemacht
habt. Ein Schritt, der für viele keine Bedeutung hat und für mich eine immer
wieder neue Erkenntnis bringt. Eine Erkenntnis, dass eine virtuelle
Freundschaft auch im realen Leben einen guten Bestand haben kann.
„LunA“ war
perfekt organisiert, es gab sehr interessante Vorträge mit anschließender Podiums-Diskussion,
die ich leider nicht mit verfolgen konnte aufgrund meines Verkaufsstandes.
Von daher
kann ich über die Vorträge keinen Bericht abliefern, aber dafür wird es andere Blogs
geben, die dort ihre Eindrücke schildern werden, worauf auch ich schon sehr
gespannt bin. Ich konnte/durfte dennoch einen Vortrag hören und allein dieser
Vortrag "Echt autistisch! Mädchen
und Frauen durchbrechen Klischees“ hat alle Erwartungen meinerseits
übertroffen.
Es war nicht nur informativ, sondern man erkannte sich oftmals selbst
wieder und wurde sofort in die eigene Kindheit mit all den Erinnerungen, die
man hat, zurückversetzt. Dinge, die ich selbst so erlebt habe, aber trotz
meiner Diagnose so noch gar nicht reflektiert hatte, wurden geweckt und ich
wurde wieder mal zum nachdenken animiert. Danke Tina, für diesen
eindrucksvollen Vortrag, der mit vielen Bildern noch intensivere Spuren bei mir
hinterlassen hat.
Auch die Informationsstände waren gut gemischt und mit vielerlei
Informationsbroschüren, Büchern, persönlichen Gesprächen und Beispielen zur
besseren Veranschaulichung vertreten.
So anstrengend dieser Tag auch für mich persönlich war und ich erst
wieder sehr langsam in meinen Alltag zurückkehren werde, genau so überwältigend
waren alle Eindrücke und Wahrnehmungen, die auf mich „eingestürzt“ sind.
Ein Tag, für den es sich wirklich gelohnt hat, all diese Strapazen auf
sich zu nehmen. Obwohl ich auch einen kleinen Kritikpunkt nicht außer Acht
lassen möchte. Auch hierbei handelt es sich allein um meine Meinung und
Wahrnehmung, aber Kritik sollte bei gut geplanten Veranstaltungen nicht abwertend
angesehen werden, sondern einfach nur als gut gemeinten Hinweis. Für mich sind
Fachtagungen und/oder Informationsveranstaltungen zum Thema Autismus in erster
Linie für die breite Öffentlichkeit gedacht, damit jeder die Gelegenheit
erhalten kann, daran teilzunehmen und ein gemeinsamer Austausch stattfindet,
Informationen gesammelt werden können und somit zur Sensibilisierung und
Aufklärung zu dieser Thematik beitragen. Dies ist bei einer m.E. extrem hohen
Tagungsgebühr nicht jedem möglich und somit nur denen zugänglich, die das
nötige Kleingeld haben oder aber nur einzelnen Personen und nicht für ganze
Familien. Aufgrund eigener Erfahrung mit solch einer Veranstaltung denke ich,
wenn die Eintrittsgelder weitaus geringer ausfallen würden (oder sogar komplett
wegfallen), man somit eine weit aus größere Teilnehmerzahl erreichen und
somit wesentlich mehr zum Thema beitragen.
Nichts desto Trotz ist LunA immer eine Reise wert.
Vielen Dank an die Organisatoren und die vielen Helfer im Hintergrund.
Einfach tolle Arbeit.
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