Donnerstag, 25. Juni 2015

Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht

Im Moment läuft bei uns einfach gar nichts richtig rund (RW).
Zum ersten Mal seit ganz langer Zeit habe ich gemerkt, das mir „mein Autismus“ im Wege stand. Aber vielleicht sollte ich mal ganz von vorne anfangen…

Mein Mann ist nun seit 3 Monaten krankgeschrieben. Seine Sehnen in der rechten Schulter sind gerissen, die Muskulatur ziemlich angenagt. Nach 3 Monaten Schmerzen und zuhause rumsitzen war nun endlich der ersehnte OP-Termin. Die Ärzte konnten nichts mehr „flicken“ und mussten ihm eine komplett neue Schultergelenk-Prothese einsetzen.
Nun ist diese Klinik nicht bei uns im Ort, sondern ich muss täglich ca. 40 km fahren. Für mich schon eine Schwierigkeit, wenn es sich um eine unbekannte Strecke handelt. Zum Glück ist mein ältester Sohn den ersten Tag gefahren und so konnte ich mir die Strecke in Ruhe anschauen. Danach bot sich ein Arbeitskollege meines Mannes an, mich in die Klinik zu fahren. Somit konnte ich noch einmal in Ruhe die Strecke abchecken. Ab Tag drei hab ich es dann selbst gewagt und es hat super geklappt. Mein Mann war nach der OP in seiner Beweglichkeit noch stärker eingeschränkt, als vor der Operation. So fuhr ich diese Strecke also täglich, damit ich ihm bei der täglichen Körperpflege helfen konnte und auch ansonsten einfach für ihn da war. Denn diese Schultergelenk-Prothese bedeutet höchstwahrscheinlich eine Berufsunfähigkeit, so die Aussage der Ärzte.

Heute nun ist mein ältester Sohn mit in die Klinik gekommen, während der Kleine in der Schule war. Die Strecke kenne ich mittlerweile aus dem ff und so bin ich mit unserem Auto gefahren (zum Glück).

Irgendwie lief alles glatt, kaum Verkehr auf der Straße, so dass wir sehr gut durchgekommen sind, sofort Parkplatz direkt vor der Tür gefunden (die letzten Tage musste ich immer ca. 15 min. durch die Gegend fahren und suchen) und die Sonne schien endlich mal seit langer Zeit wieder. Es hätte nicht besser sein können bis zu diesem Moment…..

Nachdem ich meinem Mann mit der täglichen Körperpflege geholfen hatte, kam der Physiotherapeut rein, um ihn zur Therapie abzuholen. In dieser Zeit wollten mein Sohn und ich in der Cafeteria einen Kaffee trinken gehen. Wir benutzten den Weg vom Hintereingang der Klinik zur Cafeteria, dort, wo ich auch das Auto geparkt hatte. Auf Höhe des Autos bleib mein Sohn plötzlich stehen, krümmte sich. Ich schloss das Auto auf, so dass er sich erst einmal setzen konnte. Hier verkürze ich das ganze mal. Die Schmerzen wurden schlimmer, ich lief wieder in die Klinik, um einen Notarzt zu holen. Dort wurde mir gesagt, dass es eine orthopädische Klinik sei und sie für diese Fälle nicht zuständig sind. Dennoch kam ein Narkosearzt kurz mit raus, um sich meinen Sohn anzuschauen. Nachdem er festgestellt hatte, das der Puls normal und der Kreislauf stabil war, bat er mich in die nahegelegene Klinik zu fahren, da die Ärzte sich dort besser auskannten. Panik in meinem Körper. Ich soll/muss von meiner gewohnten Strecke abweichen und eine andere Klinik aufsuchen, die ich nicht kenne – Panik, Panik, Panik.
Ich weiß nicht, ob mein Sohn dies spürte und meine starre Haltung bemerkte, aber er sagte sofort, fahr mich einfach in unsere Klinik, die Strecke kennst du von hieraus. Ich halte es so lange noch durch.

Ich sofort ins Auto und ab ging es Richtung Heimat. Ich glaube, ich habe den Fuß gar nicht mehr vom Gas genommen. Meine Nervosität, die Sorge um meinen Sohn, Angst, jetzt etwas falsch zu machen – Himmel, warum konnte ich nicht einfach das Navi anschalten und diese mir unbekannte Klinik aufsuchen, die nur 5 Autominuten entfernt war. Ich hätte sofort Hilfe vor Ort gehabt. Aber nein…es ging nicht und hier habe ich mich zum ersten Mal, wirklich zum allerersten Mal geärgert, das „mein Autismus“ mir dies nicht erlaubt hat.

Ich habe in Rekordzeit die Notaufnahme unserer ortsansässigen Klinik erreicht und mein Sohn wurde sofort versorgt, ohne langen Erklärungsbedarf. Nach der Erstversorgung bin ich schnell in die Schule, um meinen anderen Sohn dort abzufangen und ihn bei einem Schulfreund unterzubringen, damit ich gleich wieder zurück in die Notaufnahme konnte. Zwischenzeitlich stand der Befund fest: Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Nun habe ich zwei meiner liebsten Menschen in zwei verschiedenen Kliniken, aber ich weiß, dass ich dieses nun auch noch schaukeln werde.

Es nagt gerade alles an meiner Substanz, aber das schlimmste habe ich überstanden. Nun ist es wichtig, dass meine beiden Männer wieder schnell Gesund werden und dann schauen wir nicht mehr zurück. Wir sehen positiv in die Zukunft und ich werde weiter daran arbeiten, das ich in Notsituationen einfach anders, spontaner und selbstsicherer handeln muss.