Dienstag, 3. November 2015

Der längste Weg beginnt immer mit dem ersten Schritt…



Wir sind zwar noch nicht einmal in der Mitte des Weges angelangt, können aber mit Stolz behaupten, das wir dem Ziel immer näher kommen und nicht vergessen dürfen, das es auf diesem Weg auch sehr viele Umwege und Umleitungen gab und weiterhin geben wird. Wir lernen aus diesen Erfahrungen.

Bisher verlief die Schulzeit unseres Sohnes B. ohne große Komplikationen. Es gab immer mal wieder Schwierigkeiten, Hürden und Missverständnisse, die uns in der Grundschulzeit begleitet haben, aber im Großen und Ganzen verlief alles relativ „easy“.

Nun gab es den Schulwechsel auf die weiterführende Schule. Wir haben uns für ein Gymnasium entschieden, welches bei uns vor Ort einen sehr guten Ruf in Bezug auf Autisten hat. Bei der Anmeldung gab ich die Diagnose mit an, schrieb auch einige Besonderheiten mit rein. Bei der Übergabe des Anmeldeformulars an der Schule teilte ich der Sekretärin dies auch noch einmal mündlich mit und bat um eine Vermerk für ein Gespräch vor „Einschulung“. Dieses Gespräch erfolgte nicht (bis heute).

Nach der ersten Schulwoche und bereits aufgetretenen Problematiken rief ich in der Schule an und bat um kurzfristigen Rückruf der Klassenlehrerin. Ich rief mehrfach an und kein Rückruf erfolgte. Da die Probleme in der Schule nicht besser wurden, bat ich bei unserem Therapeuten um Unterstützung, welche auch sofort erfolgte. Der Rückruf in der Praxis erfolgte zwar von der Klassenlehrerin, aber die telefonischen Zusagen blieben aus.

Nach 2 ½ Wochen Schule erfolgte der erste Elternabend. Ich ging hin mit einigen Seiten an Notizen, damit ich auch nichts vergesse und mir war es zu diesem Zeitpunkt schon relativ egal, ob die anderen Eltern nun Zeugen meines Frustabbaues werden, Hauptsache, ich konnte endlich mal mein Anliegen, welches wirklich wichtig war und ist, an die Klassenlehrerin weitergeben. Ich hätte es notfalls auch gerne per Mail oder telefonisch gemacht, aber Infos aus der Schule hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch keine und außer den Kontakt über das Sekretariat, hatte ich keine andere Möglichkeit.

Am Elternabend stellten sich die Eltern dann alle nacheinander vor und kurz vor Schluss war ich dann dran. Während all meine Vorredner die Eingewöhnungsphase in der Schule lobten und alles bisher so toll fanden, teilte ich nur kurz meinen Namen mit und wollte mit meiner Aufzählung der Notizen beginnen. Doch schon nach Punkt 1 meiner Liste (fehlende Rückrufe) fiel mir die Klassenlehrerin ins Wort und sagte nur kurz und knapp:“Ich dachte der Rückruf kann schon nicht so eilig sein, als das es bis zum Elternabend warten könne. Nach dem Elternabend habe ich für uns eine Gesprächsrunde eingeplant“ - Nun war ich total baff, fühlte mich sogleich übergangen, da ich keinerlei Infomaterial dabei hatte und schon gar keine Vorbereitungszeit, um mich auf dieses Gespräch vorzubereiten. Ich fing leicht an zu zittern. Gut, das die Mutter von B. seinem Freund ebenfalls anwesend war und auch einiges anzumerken hatte. Sie unterstützte mich dann auch tatkräftig bei dem Gespräch nach dem Elternabend.
Ganz zu Anfang war die Klassenlehrerin ganz erstaunt, das mein Sohn Autist ist. (Ein Blick in die Schülerakte hätte da schon ausgereicht, um diese Info zu erhalten). Dann der Zusatz:“ Ich hatte im letzten Jahrgang eine Autistin in meiner Klasse, aber der hat man den Autismus angesehen“ - Prima, ich habe Autismus noch nie gesehen und bin immer sehr interessiert, wenn es wieder neue Thesen in Bezug auf Autismus gibt – *Ironie off*
Um es zu verkürzen, die KL war sofort der Meinung, mein Sohn müsste als I-Kind (Integrationskind) in der Schule geführt werden, ein runder Tisch muss anberaumt werden und zwar unmittelbar und sie wollte gleich am nächsten Tag die Kollegen informieren, damit diese eine Kurzinfo von B. erhalten und mit ihren Rügen und Einträgen etwas vorsichtiger sind, bis ein ausführliches Gespräch stattgefunden hat.
Hörte sich alles wunderbar an. Nur auf diese Worte folgten keine Taten.

Ich wartete das Wochenende ab, setzte mich mit unserem Therapeuten in Verbindung und von dem Tag an „nervten“ wir in regelmäßigen Abständen in der Schule mit unseren Anrufen. Eine weitere Woche später war eine Klassenfahrt geplant. Es lief unter Kennenlernfahrt und es war nur eine Übernachtung inbegriffen. Dennoch galt es auch hier, einige Dinge bezüglich unseres Sohnes mit der KL abzuklären. Am Tage der Abfahrt ging die Klassenlehrerin an mir vorbei ohne mir eines Blickes zu würdigen, geschweige denn mal ein „Guten Morgen“ von sich zu geben. Ich kochte fast vor Wut, wusste aber, das unser Sohn diesen einen Tag gut meistern würde und wartete bis zur Abfahrt, ob noch eine kurze Rücksprache erfolgte. Nichts!
Kaum war der Bus aus meinem Blickfeld, ging ich zurück in die Schule mit der Absicht, direkt zum Rektor zu gehen und meinen Unmut vom Stapel zu lassen. Leider kam ich nicht weiter, als bisher. Alle Türen waren verschlossen. Selbst im zuständigen Sekretariat unseres Jahrgangs. Also zum nächsten Sekretariat. Dort hatte ich einen kleinen Teilerfolg – ich fand einen Gesprächspartner, was bisher in dieser Schule für mich schon Seltenheitswert hatte. Mir wurde mal wieder ein Rückruf zugesagt, der wieder ausblieb!!!

Beim Elternabend gab es ja die allseits beliebten Elternvertreterwahlen :-)
Zum Glück ließ sich die Mutter von B. seinem besten Freund zur Wahl aufstellen.
Dies hatte für mich plötzlich einen sehr großen Stellenwert, denn diese Mutter schaffte es ca. 14 Tage später bei der ersten Elternvertreterversammlung, den Rektor der Schule auf unsere Problematik anzusprechen.
Als unser Sohn und auch sein Freund am nächsten Tag aus der Schule kamen, hatten beide wieder mal einen Eintrag im Schülerheft. Dieser Eintrag war noch ungerechtfertigter als alle anderen bisherigen Einträge. Also verabredete ich mich mit der Mutter und inzwischen sehr lieben Freundin und wir gingen gemeinsam zur Schule. Nach einiger gewissen Zeit auf der Suche nach dem richtigen Ansprechpartner, wurden wir fündig und wie es der Zufall will, kam auch gerade der Rektor um die Ecke. Er bestätigte mir ebenfalls noch einmal, das die Angelegenheit nun endlich ins Rollen kommt und wir unmittelbar eine Lösung finden werden.

Mittlerweile standen nun die ersten Ferien vor der Tür. Am letzten Schultag erhielt ich einen Anruf der Schule mit einer Terminsmitteilung für ein Gespräch mit einer mir nicht bekannten Lehrerin. Auf Nachfrage konnte mir nichts gesagt werden, worum es bei diesem Termin geht. Super – nun sind Ferien und ich darf 14 Tage grübeln.

Am ersten Schultag nach den Ferien setzte ich mich sofort mit der Schule in Verbindung, um mit dieser besagten Lehrerin zu sprechen. - In den Ferien hatte ich vergessen, das dies an dieser Schule wirklich nicht so einfach ist *Ironie off*-
Die besagte Lehrerin ist die ganze Woche auf Lehrgang und somit nicht erreichbar. Die Sekretärin konnte mir zumindest mitteilen, das es sich bei der Lehrerin um die Leitung für I-Kinder handelt. Zumindest etwas und eine Zusage für einen Rückruf vor diesem Besprechungstermin habe ich auch mal wieder erhalten.

Fortsetzung folgt, denn nun muss ich hier erst einmal pausieren, da ich heute erst in der Schule angerufen habe und frühestens in 8 Tagen ein Rückruf erhalten werde (die Hoffnung stirbt zuletzt) und der Termin für die Besprechung ja erst in 10 Tagen anberaumt ist. Tolle Vorbereitungszeit die ich da noch habe – aber man will ja nicht undankbar sein, denn die Schule an sich halte ich immer noch für die beste Wahl für unseren Sohn, auch wenn wir derzeit aufgrund der Klassenlehrerin einige schwerwiegende Startschwierigkeiten haben.



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