Wir
sind zwar noch nicht einmal in der Mitte des Weges angelangt, können
aber mit Stolz behaupten, das wir dem Ziel immer näher kommen und
nicht vergessen dürfen, das es auf diesem Weg auch sehr viele Umwege
und Umleitungen gab und weiterhin geben wird. Wir lernen aus diesen
Erfahrungen.
Bisher
verlief die Schulzeit unseres Sohnes B. ohne große Komplikationen.
Es gab immer mal wieder Schwierigkeiten, Hürden und
Missverständnisse, die uns in der Grundschulzeit begleitet haben,
aber im Großen und Ganzen verlief alles relativ „easy“.
Nun
gab es den Schulwechsel auf die weiterführende Schule. Wir haben uns
für ein Gymnasium entschieden, welches bei uns vor Ort einen sehr
guten Ruf in Bezug auf Autisten hat. Bei der Anmeldung gab ich die
Diagnose mit an, schrieb auch einige Besonderheiten mit rein. Bei der
Übergabe des Anmeldeformulars an der Schule teilte ich der
Sekretärin dies auch noch einmal mündlich mit und bat um eine
Vermerk für ein Gespräch vor „Einschulung“. Dieses Gespräch
erfolgte nicht (bis heute).
Nach
der ersten Schulwoche und bereits aufgetretenen Problematiken rief
ich in der Schule an und bat um kurzfristigen Rückruf der
Klassenlehrerin. Ich rief mehrfach an und kein Rückruf erfolgte. Da
die Probleme in der Schule nicht besser wurden, bat ich bei unserem
Therapeuten um Unterstützung, welche auch sofort erfolgte. Der
Rückruf in der Praxis erfolgte zwar von der Klassenlehrerin, aber
die telefonischen Zusagen blieben aus.
Nach
2 ½ Wochen Schule erfolgte der erste Elternabend. Ich ging hin mit
einigen Seiten an Notizen, damit ich auch nichts vergesse und mir war
es zu diesem Zeitpunkt schon relativ egal, ob die anderen Eltern nun
Zeugen meines Frustabbaues werden, Hauptsache, ich konnte endlich mal
mein Anliegen, welches wirklich wichtig war und ist, an die
Klassenlehrerin weitergeben. Ich hätte es notfalls auch gerne per
Mail oder telefonisch gemacht, aber Infos aus der Schule hatten wir
bis zu diesem Zeitpunkt noch keine und außer den Kontakt über das
Sekretariat, hatte ich keine andere Möglichkeit.
Am
Elternabend stellten sich die Eltern dann alle nacheinander vor und
kurz vor Schluss war ich dann dran. Während all meine Vorredner die
Eingewöhnungsphase in der Schule lobten und alles bisher so toll
fanden, teilte ich nur kurz meinen Namen mit und wollte mit meiner
Aufzählung der Notizen beginnen. Doch schon nach Punkt 1 meiner
Liste (fehlende Rückrufe) fiel mir die Klassenlehrerin ins Wort und
sagte nur kurz und knapp:“Ich dachte der Rückruf kann schon nicht
so eilig sein, als das es bis zum Elternabend warten könne. Nach dem
Elternabend habe ich für uns eine Gesprächsrunde eingeplant“ -
Nun war ich total baff, fühlte mich sogleich übergangen, da ich
keinerlei Infomaterial dabei hatte und schon gar keine
Vorbereitungszeit, um mich auf dieses Gespräch vorzubereiten. Ich
fing leicht an zu zittern. Gut, das die Mutter von B. seinem Freund
ebenfalls anwesend war und auch einiges anzumerken hatte. Sie
unterstützte mich dann auch tatkräftig bei dem Gespräch nach dem
Elternabend.
Ganz
zu Anfang war die Klassenlehrerin ganz erstaunt, das mein Sohn Autist
ist. (Ein Blick in die Schülerakte hätte da schon ausgereicht, um
diese Info zu erhalten). Dann der Zusatz:“ Ich hatte im letzten
Jahrgang eine Autistin in meiner Klasse, aber der hat man den
Autismus angesehen“ - Prima, ich habe Autismus noch nie gesehen und
bin immer sehr interessiert, wenn es wieder neue Thesen in Bezug auf
Autismus gibt – *Ironie off*
Um
es zu verkürzen, die KL war sofort der Meinung, mein Sohn müsste
als I-Kind (Integrationskind) in der Schule geführt werden, ein
runder Tisch muss anberaumt werden und zwar unmittelbar und sie
wollte gleich am nächsten Tag die Kollegen informieren, damit diese
eine Kurzinfo von B. erhalten und mit ihren Rügen und Einträgen
etwas vorsichtiger sind, bis ein ausführliches Gespräch
stattgefunden hat.
Hörte
sich alles wunderbar an. Nur auf diese Worte folgten keine Taten.
Ich
wartete das Wochenende ab, setzte mich mit unserem Therapeuten in
Verbindung und von dem Tag an „nervten“ wir in regelmäßigen
Abständen in der Schule mit unseren Anrufen. Eine weitere Woche
später war eine Klassenfahrt geplant. Es lief unter Kennenlernfahrt
und es war nur eine Übernachtung inbegriffen. Dennoch galt es auch
hier, einige Dinge bezüglich unseres Sohnes mit der KL abzuklären.
Am Tage der Abfahrt ging die Klassenlehrerin an mir vorbei ohne mir
eines Blickes zu würdigen, geschweige denn mal ein „Guten Morgen“
von sich zu geben. Ich kochte fast vor Wut, wusste aber, das unser
Sohn diesen einen Tag gut meistern würde und wartete bis zur
Abfahrt, ob noch eine kurze Rücksprache erfolgte. Nichts!
Kaum
war der Bus aus meinem Blickfeld, ging ich zurück in die Schule mit
der Absicht, direkt zum Rektor zu gehen und meinen Unmut vom Stapel
zu lassen. Leider kam ich nicht weiter, als bisher. Alle Türen
waren verschlossen. Selbst im zuständigen Sekretariat unseres
Jahrgangs. Also zum nächsten Sekretariat. Dort hatte ich einen
kleinen Teilerfolg – ich fand einen Gesprächspartner, was bisher
in dieser Schule für mich schon Seltenheitswert hatte. Mir wurde mal
wieder ein Rückruf zugesagt, der wieder ausblieb!!!
Beim
Elternabend gab es ja die allseits beliebten Elternvertreterwahlen
:-)
Zum
Glück ließ sich die Mutter von B. seinem besten Freund zur Wahl
aufstellen.
Dies
hatte für mich plötzlich einen sehr großen Stellenwert, denn diese
Mutter schaffte es ca. 14 Tage später bei der ersten
Elternvertreterversammlung, den Rektor der Schule auf unsere
Problematik anzusprechen.
Als
unser Sohn und auch sein Freund am nächsten Tag aus der Schule
kamen, hatten beide wieder mal einen Eintrag im Schülerheft. Dieser
Eintrag war noch ungerechtfertigter als alle anderen bisherigen
Einträge. Also verabredete ich mich mit der Mutter und inzwischen
sehr lieben Freundin und wir gingen gemeinsam zur Schule. Nach
einiger gewissen Zeit auf der Suche nach dem richtigen
Ansprechpartner, wurden wir fündig und wie es der Zufall will, kam
auch gerade der Rektor um die Ecke. Er bestätigte mir ebenfalls noch
einmal, das die Angelegenheit nun endlich ins Rollen kommt und wir
unmittelbar eine Lösung finden werden.
Mittlerweile
standen nun die ersten Ferien vor der Tür. Am letzten Schultag
erhielt ich einen Anruf der Schule mit einer Terminsmitteilung für
ein Gespräch mit einer mir nicht bekannten Lehrerin. Auf Nachfrage
konnte mir nichts gesagt werden, worum es bei diesem Termin geht.
Super – nun sind Ferien und ich darf 14 Tage grübeln.
Am
ersten Schultag nach den Ferien setzte ich mich sofort mit der Schule
in Verbindung, um mit dieser besagten Lehrerin zu sprechen. - In den
Ferien hatte ich vergessen, das dies an dieser Schule wirklich nicht
so einfach ist *Ironie off*-
Die
besagte Lehrerin ist die ganze Woche auf Lehrgang und somit nicht
erreichbar. Die Sekretärin konnte mir zumindest mitteilen, das es
sich bei der Lehrerin um die Leitung für I-Kinder handelt. Zumindest
etwas und eine Zusage für einen Rückruf vor diesem
Besprechungstermin habe ich auch mal wieder erhalten.
Fortsetzung
folgt, denn nun muss ich hier erst einmal pausieren, da ich heute
erst in der Schule angerufen habe und frühestens in 8 Tagen ein
Rückruf erhalten werde (die Hoffnung stirbt zuletzt) und der Termin
für die Besprechung ja erst in 10 Tagen anberaumt ist. Tolle
Vorbereitungszeit die ich da noch habe – aber man will ja nicht
undankbar sein, denn die Schule an sich halte ich immer noch für die
beste Wahl für unseren Sohn, auch wenn wir derzeit aufgrund der
Klassenlehrerin einige schwerwiegende Startschwierigkeiten haben.
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